Großes Eszett in Überschriften

Ausgerechnet dem Eszett hat die ISO (Internationale Organisation für Normung) im Jahr 2008 den Rücken gestärkt – jenem Buchstaben, den einige gerne abschaffen würden. Heute gibt es ihn auch in Groß.

Wenn Du IN MASSEN ESSEN wolltest, dann hattest Du das in einer Überschrift früher mit Doppel-s verschriftlicht. Beim Lesen wusste man nicht so recht, ob man sich einschränken musste oder richtig zulegen durfte.

Immer vorausgesetzt, die technischen Voraussetzungen sind gegeben, konntest Du nun in Überschriften durch das scharfe s Klarheit schaffen. Ob das ästhetisch ein Gewinn ist, steht auf einem anderen Blatt. Schöner als in meinem Beispiel sieht’s bestimmt aus, ich bin kein Bildbearbeitungsprofi:

Da steckte man als Anwender in der Klemme: Die einschlägige Rechtschreibregel änderte sich nicht – nach deutscher Rechtschreibung wurde weiterhin in Überschriften ß durch ss ersetzt. Der Buchstabe wurde einerseits von der ISO als Norm vorgegeben, andererseits nicht durch Rechtschreibregeln gedeckt.

Man konnte sich im Grunde entscheiden, wie man wollte. Diese Lizenz zur Freiheit stellte auch Kerstin Güthert, die Pressesprecherin des Rates für deutsche Rechtschreibung, aus.

Der Rat hat sich das Ganze kurze neun Jahre überlegt und 2017 das Doppelspiel beendet. Seitdem gibt es wie für jeden anderen Buchstaben ein großes und kleines Esszett. Natürlich wird nicht einfach das kleine anstelle der beiden ss gesetzt. Es gibt dafür ein eigenes Zeichen, das durch die folgende etwas fummlige Tastenkombination hervorgelockt werden will (Windows):

AltGr + Umschalt + ß

Sieht dann so aus: ẞ

Ja, dafür das ganze Tamtam und die Fingerakrobatik …